Niemand sollte Angst davor haben, seine Arbeit zu verrichten, aber die rasche Ausbreitung von COVID-19 hat dazu geführt, dass sich Dienstleistungsbeschäftigte auf der ganzen Welt große Sorgen um ihre Gesundheit am Arbeitsplatz machen. Auf Flughäfen und an anderen Verkehrsknotenpunkten, in Geschäften, Banken, Gesundheitszentren und darüber hinaus stehen Dienstleistungsbeschäftigte, die unmittelbaren Kontakt zur Öffentlichkeit haben, an vorderster Front im Kampf gegen das Virus und sind oft am stärksten gefährdet.

Da die Zahl der Infizierten in fast 90 Ländern inzwischen auf 100.000 angestiegen ist, haben auch die Gewerkschaften dafür zu sorgen, dass die Arbeitgeber den Arbeitnehmern genaue Informationen, gründliche Schulungen, angemessene Ausrüstung und bezahlten Urlaub im Falle von Quarantäne oder Krankheit bereitstellen. 

„Die tragischen, disruptiven Folgen dieses Ausbruchs nehmen täglich zu, aber Land für Land intensivieren die Gewerkschaften ihre Tätigkeiten, um die Sicherheit nicht nur ihrer Mitglieder, sondern auch ihrer Gemeinschaften aufrechtzuerhalten. Sie nehmen die Arbeitgeber in die Pflicht, damit diese ihren Teil zur Verhinderung der Verbreitung dieses Virus beitragen“, so Christy Hoffman, Generalsekretärin der UNI Global Union. „Dies bedeutet angemessene Schutzausrüstung und entsprechende Schulungen sowie die Gewährleistung, dass kranke ArbeitnehmerInnen sich körperlich erholen können, ohne finanzielle Einbußen zu erleiden.“

Die italienische Gewerkschaft Filcams CIGL hat mit Arbeitgebern wie Zara, H&M und Carrefour Freistellungen und flexible Arbeitszeiten ausgehandelt, so dass sich die Beschäftigten der Ladengeschäfte um ihre Kinder kümmern können während viele Schulen geschlossen bleiben.

Die Gewerkschaft hat auch die Selbstverpflichtung seitens Unternehmen sichergestellt, Desinfektionsmittel für die Ladengeschäfte bereitzustellen und das Waschen der Hände tagsüber zu ermöglichen sowie Handschuhe und Gesichtsmasken für die Beschäftigten, die diese tragen möchten, bereitzustellen. Einige Arbeitgeber haben sich auch bereit erklärt, im Falle einer Abwesenheit vom Arbeitsplatz aufgrund von Zwangsschließungen bezahlten Urlaub für die Beschäftigten in Betracht zu ziehen.

„Sobald offensichtlich wurde, wie schwerwiegend die Coronavirus-Infektion ist, wollten wir schnell reagieren, um unseren Mitgliedern zu helfen“, sagte Marco Beretta, Generalsekretär von Filcams CIGL Mailand. „Verkaufspersonal steht in direktem Kontakt mit der Öffentlichkeit, was es daher anfällig dafür macht, sich mit diesem Virus anzustecken. Gleichzeitig sind viele unserer Mitglieder Eltern, und in Anbetracht der plötzlichen Schließung von Schulen wollten wir sicherstellen, dass sie in der Lage sind, sich unter diesen außergewöhnlichen Umständen um ihre Kinder zu kümmern.“

Zudem wurden in Italien einige Beschäftigte in einem der Amazon-Fulfillment-Zentren in der Region Mailand positiv auf das Virus getestet. Die Gewerkschaften vor Ort, einschließlich Fisascat, beobachten die Situation genau, um sicherzustellen, dass das Unternehmen die Richtlinien der staatlichen Gesundheitsbehörden des Landes befolgt.

Mary Kay Henry, Vorsitzende der SEIU, der größten Gewerkschaft im Gesundheitswesen in den Vereinigten Staaten, hat die Position ihrer Gewerkschaft mit folgender Aussage klar aufgezeigt: „Berufstätige Menschen im ganzen Land, einschließlich der Menschen an vorderster Front unseres Gesundheitssystems und Flughafenmitarbeiter, sind einem erhöhten Krankheitsrisiko ausgesetzt etwa Menschen wie Delores Prescott, einer Krankenschwester für Akutversorgung aus Seattle, und Pedro de Moya, Reinigungskraft für Flugzeug-Passagierräume, der Flugzeugtoiletten reinigt, den Müll beseitigt und die Oberflächen in Flugzeugen auf dem Flughafen von Miami reinigt. Und die Arbeitgeber müssen Notfallpläne für ihre Arbeitsstätten haben, für den Fall, dass die Beschäftigten nicht oder nur in eingeschränktem Umfang an ihren Arbeitsplätzen arbeiten können, falls sich die Lage verschärft.“

Herr de Moya ist nicht der einzige Flughafenbeschäftigte, der virusbedingt einem Risiko ausgesetzt ist und mehrere Arbeitnehmer fordern bessere Schulungen und Ausrüstung, um ihre Arbeit sicher und gründlich verrichten zu können.

Im Vereinigten Königreich verweisen die Gewerkschaften auf fehlenden sozialen Schutz für Gig Worker, die nicht in der Lage wären, den Empfehlungen der Regierung zur „Selbstquarantäne“ für 14 Tage ohne Arbeit Folge zu leisten, falls sie Symptome aufweisen würden.

Ebenfalls in Großbritannien diese Woche: GMB, eine Gewerkschaft für das Reinigungspersonal des nationalen Gesundheitsdienstes, errang einen großen Sieg  für Tausende von Arbeitnehmern, als die private Outsourcing-Firma ISS die volle Bezahlung für alle Beschäftigten im Gesundheitswesen, die sich aufgrund des Coronavirus selbst isolieren, zusagte.

In Südkorea verteilt die koreanische Postgewerkschaft derzeit  Schutzausrüstung an ihre Mitglieder zu ihrer Sicherheit und zur Sicherheit der Öffentlichkeit im Allgemeinen. Auch die koreanische Gesundheits- und Ärztegewerkschaft (KHMU) drängt die Regierung dazu, aktiver gegen den Ausbruch vorzugehen und fordert Schutzmaßnahmen für medizinisches Personal.

„Ebenso wie während vieler anderer Krisen zeigen unsere Mitgliedsorganisationen der Welt, dass die Gewerkschaften dazu da sind, das allgemeine Wohlergehen zu fördern, Ängste zu beseitigen, Mythen zu zerstreuen und Sofortmaßnahmen zum Schutz unserer Gemeinschaften zu erreichen“, so Christy Hoffman, Generalsekretärin der UNI Global Union. „Dies ist keine Zeit für Panik, sondern eine Zeit des Handelns, das von Zusammenarbeit und der Sorge um Sicherheit, und nicht von kurzfristigem Profit geprägt ist.“