Amazon räumt Missachtung von Sicherheitsnormen in indischem Lagerhaus ein

Angesichts des jüngsten Eingeständnisses von Amazon, die Sicherheitsnormen in seinem Lager in Manesar (Indien) zu missachten, erklärte Mathias Bolton, Head of Commerce von UNI Global :

"DieBeschäftigten von Amazon in Indien und anderswo haben seit langem ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass sie unterbezahlt sind und aufgrund der zermürbenden Arbeitsbedingungen unter einem hohen Maß an Stress leiden. Das jüngste Eingeständnis von Amazon unterstreicht die Notwendigkeit sofortiger Maßnahmen, um die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Beschäftigten zu gewährleisten. Aus diesem Grund brauchen wir Gewerkschaften. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Arbeitnehmer bei Diskussionen über Sicherheit am Arbeitsplatz, faire Löhne und Arbeitsbedingungen mit am Tisch sitzen. Amazons Korrekturmaßnahmen müssen auch ein sinnvolles Engagement mit Arbeitnehmervertretern beinhalten, um effektive Sicherheitsmaßnahmen und faire Arbeitspraktiken zu entwickeln und umzusetzen."

In der vergangenen Woche hat die Nationale Menschenrechtskommission Indiens (NHRC) Maßnahmen ergriffen, nachdem Amazon-Mitarbeiter über die zermürbenden Arbeitsbedingungen berichtet hatten, die ihre Menschenrechte verletzen könnten. Die Kommission nahm die Angelegenheit suo motu zur Kenntnis, nachdem Medienberichte aufgetaucht waren, wonach das Amazon-Management in seinem Lagerhaus in Manesar, Haryana, einem 24-jährigen Arbeiter das Versprechen abverlangte, während einer rekordverdächtigen Hitzewelle im Mai keine Toiletten- oder Wasserpausen einzulegen.

Das NHRC erklärte in einer Stellungnahme:

"Die Kommission hat festgestellt, dass der Inhalt des Zeitungsberichts, falls er wahr ist, eine ernste Frage der Menschenrechte der Arbeitnehmer aufwirft und gegen die Arbeitsgesetze und die vom Ministerium für Arbeit und Beschäftigung der Union von Zeit zu Zeit herausgegebenen Richtlinien verstößt."

Suo moto bezeichnet eine Maßnahme, die ein Gericht oder eine Behörde von sich aus ergreift, ohne dass eine Klage eingereicht wurde. Der NHRC forderte den Sekretär des Ministeriums für Arbeit und Beschäftigung der Union auf, innerhalb der nächsten Woche zusätzliche Informationen zu liefern.

Die Amazon India Workers Association (AIWA), die von der Gewerkschaft UNI Global unterstützt wird, hat das Ministerium für Arbeit und Beschäftigung und die National Disaster Management Authority (NDMA) dringend aufgefordert, angesichts der eskalierenden Hitzewellen Sofortmaßnahmen zum Schutz der Lagerarbeiter zu ergreifen. Nord- und Westindien sind stark betroffen, wobei im April 2024 die höchsten Temperaturen seit 1901 gemessen wurden. Am 27. Mai wurde in Delhi eine Rekordtemperatur von 49 Grad Celsius gemessen, was den bisherigen Höchstwert von 45,6 Grad aus dem Jahr 1941 übertraf und das Indian Meteorological Department (IMD) zu Warnungen veranlasste.

Amazon ist in Bezug auf die Arbeitsbedingungen in anderen Ländern ähnlich kritisch beäugt worden. In den Vereinigten Staaten wurde das Unternehmen für seine hohe Verletzungsrate und die unzureichende Reaktion auf Sicherheitsbedenken der Arbeitnehmer kritisiert. In Europa wurde Amazon wegen schlechter Arbeitsbedingungen und gewerkschaftsfeindlicher Aktivitäten mit Geldstrafen belegt und untersucht. Diese globalen Probleme verdeutlichen ein Muster der Vernachlässigung des Wohlergehens der Arbeitnehmer, das über Indien hinausreicht.

In Anbetracht dieser schweren Bedingungen muss unbedingt anerkannt werden, dass der Klimawandel in hohem Maße zur zunehmenden Häufigkeit und Intensität solcher Hitzewellen beiträgt. Wissenschaftler haben davor gewarnt, dass extreme Wetterereignisse, einschließlich Hitzewellen, immer häufiger und heftiger auftreten werden, wenn nicht weltweit erhebliche Anstrengungen zur Eindämmung des Klimawandels unternommen werden. Dieser Trend unterstreicht die dringende Notwendigkeit von Sofortmaßnahmen zum Schutz der Arbeitnehmer und von langfristigen Strategien zur Bekämpfung der Ursachen des Klimawandels.

UNI Global Union vertritt mehr als 20 Millionen Arbeitnehmer aus über 150 Ländern in den Sektoren Qualifikationen und Dienstleistungen. Unsere Aufgabe ist es, die Macht der Beschäftigten in unseren Sektoren durch starke Gewerkschaften und effektive Tarifverhandlungen zu stärken.