UNI ICTS und P&M stellen die Gewerkschaften an die Spitze der KI-Revolution

18.04.24

UNI ICTS und P&M stellen die Gewerkschaften an die Spitze der KI-Revolution

In einer gemeinsamen Sitzung der ICTS und der Professionals & Managers World Conferences von UNI Global Union diskutierten Gewerkschaftsführer und führende Tech-Forscher über die transformative Kraft der künstlichen Intelligenz auf Arbeitsplätze und die Antworten der Gewerkschaften zur Förderung der Arbeitnehmerrechte. Die Sitzung mit dem Titel "The Impact of New Technology on the World of Work" (Die Auswirkungen neuer Technologien auf die Arbeitswelt) zeigte, warum die Gewerkschaften bei der KI-Revolution an vorderster Front stehen müssen.  

Janine Berg, leitende Ökonomin und Leiterin der IAO-Abteilung für effektive Arbeitsinstitutionen, eröffnete die Diskussion mit einer umfassenden Analyse, wie generative KI Aufgaben automatisiert. Sie betonte, dass von den potenziell 75 Millionen Arbeitsplätzen, die weltweit automatisiert werden könnten, die Auswirkungen auf Büroangestellte, Frauen und Arbeitnehmer in Ländern mit hohem Einkommen unverhältnismäßig groß sein dürften. Sie wies jedoch auch auf das Erweiterungspotenzial der KI hin und sagte, dass sich bis zu 300 Millionen Arbeitsplätze an der Schnittstelle zwischen Erweiterung und Automatisierung befinden. KI könnte Produktivitätsvorteile freisetzen und sowohl die Qualität als auch die Quantität von Arbeitsplätzen erhöhen. Sie könnte auch dazu beitragen, eine gleichmäßigere Einkommensverteilung in den Ländern zu gewährleisten. Sie betonte jedoch, dass die volle Realisierung dieser Vorteile von der Steuerung der KI und der Einbeziehung der Arbeitnehmer in die Konzeption und Umsetzung der Technologie am Arbeitsplatz abhängt.

Als Nächstes erörterte Lisa Kresge, leitende Forscherin des Programms für Technologie und Arbeit an der University of California, Berkeley, Labor Center, die Integration von KI in die Verwaltung von Arbeitsplätzen, einschließlich der Analyse von Personalressourcen und entscheidungsunterstützender Systeme. Kresge, deren Forschung sich auf Tarifverhandlungsstrategien als Reaktion auf den technologischen Wandel konzentriert, erläuterte die Herausforderungen, die KI mit sich bringt, wie z. B. Fragen des Datenschutzes, verzerrte Algorithmen und die Verdrängung von Arbeitsplätzen. Sie sprach sich für eine Beteiligung der Gewerkschaften auf allen Ebenen der Technologieeinführung aus und nannte drei Ebenen gewerkschaftlicher Strategien für den Umgang mit neuen Technologien am Arbeitsplatz: Gesetze und Vorschriften zu grundlegenden Nutzungsregeln, Tarifverhandlungen zur Gewährleistung der Mitsprache der Arbeitnehmer und der wirtschaftlichen Sicherheit sowie die Mitgestaltung der Technologie durch die Arbeitnehmer. Diese Strategien sind für einen gerechten technologischen Übergang notwendig.

Kresges Ausführungen wurden von Sylvia J. Ramos, Chief of Staff und Senior Advisor des Präsidenten der Communications Workers of America, aufgegriffen. Ramos stellte die "AI Principles and Recommendations 2023" der CWA vor, die für eine gewerkschaftliche Beteiligung an der Entwicklung und Umsetzung neuer Technologien plädieren, um sicherzustellen, dass diese den Arbeitnehmern zugute kommen. Sie kritisierte den vorherrschenden, von den Arbeitgebern geleiteten Ansatz bei der künstlichen Intelligenz, der häufig die Interessen von Arbeitnehmern, Kunden und Gemeinschaften ausschließe. Ramos erläuterte die Einrichtung eines nationalen CWA-Beratungsausschusses für künstliche Intelligenz und betonte die Notwendigkeit von Bildungsprogrammen, um sowohl Gewerkschaftsmitglieder als auch politische Entscheidungsträger auf die bevorstehenden Herausforderungen vorzubereiten.

"Wir sind einander und den künftigen Generationen gegenüber verpflichtet, dafür zu sorgen, dass das Versprechen der künstlichen Intelligenz erhalten bleibt, und dass die Arbeitnehmer diese Richtung vorantreiben", sagte sie.

Odysseus Chatzidis von ver.di Deutschland gab einen Überblick über das KI-Manifest der Deutschen Telekom und seine Auswirkungen auf die Rechte der Arbeitnehmer. Er erläuterte, dass die Grundsätze des Dokuments aus den bestehenden ethischen Richtlinien des Unternehmens hervorgegangen sind, die 2018 entwickelt wurden und Transparenz und Schutz vor Überwachung gewährleisten. Chatzidis, der Vorsitzende des Europäischen Betriebsrats der Deutschen Telekom, erörterte auch das breitere regulatorische Umfeld in der EU und nannte Beispiele für das Manifest in der Praxis, etwa dass Arbeitnehmer wissen, dass sie mit KI und nicht mit einem Menschen interagieren, dass Arbeitnehmer vor Überwachung geschützt sind und dass Menschen die Kontrolle über Entscheidungsprozesse haben.

UNI EuropaBirte Dedden teilte Erkenntnisse aus einer in 32 Ländern durchgeführten Umfrage mit, aus der hervorging, dass zwar nur 20 Prozent der Gewerkschaften derzeit über Tarifverträge verfügen, die sich direkt mit KI befassen, aber mehr als 40 Prozent in Verhandlungen über dieses Thema stehen. Dedden hob erfolgreiche Beispiele aus Norwegen und Deutschland hervor, wo die Gewerkschaften Rechte im Zusammenhang mit KI ausgehandelt haben, darunter das Recht, automatisierte Entscheidungen anzufechten und das Recht auf Information und Konsultation.

Die Teilnehmer gingen nicht nur mit einem besseren Verständnis für die dringende Notwendigkeit der Einbeziehung von Arbeitnehmern in die Umsetzung von KI nach Hause, sondern auch mit einer klareren Vorstellung davon, wie Gewerkschaften in den Prozess einbezogen werden können - was für die Gewährleistung menschenwürdiger Arbeit in einem digitalen Zeitalter von entscheidender Bedeutung ist.