Die Antwort der Tech-Beschäftigten auf die Massenentlassungen: streiken, organisieren, gewerkschaftlich organisieren

08.02.23

Die Antwort der Tech-Beschäftigten auf die Massenentlassungen: streiken, organisieren, gewerkschaftlich organisieren

Die Beschäftigten in der Technologiebranche reagieren auf die weit verbreiteten Entlassungen und unzureichenden Arbeitsbedingungen mit Streiks, Protesten und gewerkschaftlichen Organisierungsbemühungen auf der ganzen Welt. In Austin, Texas, hat eine Gruppe von Arbeitnehmern letzte Woche Geschichte geschrieben, indem sie als erste von Alphabet beauftragte Arbeitnehmer in den Streik traten. Die Streikenden von YouTube Music, die von Cognizant beschäftigt werden, haben kürzlich für eine gewerkschaftliche Organisierung gestimmt und erhalten laut der Alphabet Workers Union "nur 19 Dollar pro Stunde".  

In Frankreich haben die Entwickler von Ubisoft zum ersten Mal gestreikt, nachdem die Unternehmensleitung die Streichung von drei Spielen aufgrund der sich verschlechternden wirtschaftlichen Aussichten angekündigt hatte, für die der CEO des Unternehmens die Arbeitnehmer verantwortlich machte.  

Auch in Schweden ist die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder in der Tech-Branche deutlich gestiegen, mit Kampagnen bei Spotify unter der Leitung von Unionen. Auch die deutsche Gewerkschaft ver.di verstärkt ihre Präsenz in der Branche mit Kampagnen zur Gründung von Betriebsräten bei Spotify, SAP und TikTok. In Spanien beeilten sich UGT und CCOO zu fordern, dass Twitter das spanische Arbeitsrecht einhält, nachdem Elon Must angekündigt hatte, mehr als 80 Prozent der Mitarbeiter der Plattform in Spanien zu entlassen.  

Der Generalsekretär der UGT, Pepe Álvarez, machte in einem Tweet deutlich, dass die Gewerkschaften nicht untätig bleiben werden: "@TwitterSpainSL entlässt seine 26 spanischen Arbeitnehmer per Post. In unserem Land muss für eine Massenentlassung eine Konsultationsphase eingeleitet, 15 Tage lang verhandelt und der Arbeitsbehörde mitgeteilt werden. Wird dies nicht getan, sind die Entlassungen ungültig." 

Diese Aktionen verdeutlichen die wachsende Besorgnis der Tech-Beschäftigten über die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes, die Auswirkungen von Entlassungen auf ihren Lebensunterhalt und allgemeinere Themen wie die Vielfalt am Arbeitsplatz und die Verantwortung der Tech-Unternehmen für die Unterstützung ihrer Beschäftigten.  

"In dieser Welle von unmenschlichen Entlassungen zeigen die Beschäftigten in der Tech-Industrie der Welt, dass Gewerkschaften unverzichtbare Instrumente sind, um Fairness am Arbeitsplatz zu fördern", sagte Christy Hoffman, Generalsekretärin der Gewerkschaft UNI Global . "Gewerkschaften dienen als Schutzwall gegen willkürliche und ungerechte Maßnahmen von Arbeitgebern und tragen dazu bei, dass alle Beschäftigten eine faire Entlohnung und gerechte Leistungen erhalten. Indem sie zusammenstehen und für die Rechte der Arbeitnehmer eintreten, können Tech-Beschäftigte eine wesentliche Rolle bei der Schaffung einer gerechteren und ausgewogenen Zukunft für alle spielen."   

In den letzten Jahren haben sich die Beschäftigten in der Videospielindustrie auch über die Arbeitsbedingungen in dieser Branche geäußert. Dazu gehören niedrige Löhne, unzureichende Sozialleistungen, der weit verbreitete Einsatz von obligatorischen Überstunden oder "Crunch" sowie eine Arbeitsplatzkultur, die von Belästigung und Diskriminierung geprägt ist. Die Beschäftigten haben auch begonnen, Gewerkschaften zu gründen und beizutreten, u. a. bei Nexon und Smilegate in Südkorea, Paradox Interactive in Schweden, den Ubisoft-Studios in Frankreich und zuletzt bei Raven Software von Activision Blizzard in den USA. Auf Einladung von UNI Global Union trafen sich im vergangenen Sommer Vertreter von Videospielarbeitergewerkschaften aus 20 Ländern in Berlin, um internationale Bemühungen zu erörtern, die sich in einer globalen Kampagne für höhere Standards und sichere Arbeitszeiten und -bedingungen weltweit einsetzen.

Laut einer von UNI Global Union durchgeführten Umfrage unter Beschäftigten in der Videospielbranche in 29 Ländern sind niedrige Löhne (66 %), überlange Arbeitszeiten (43 %), unzureichende Sozialleistungen (43 %) und Diskriminierung und/oder sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz (35 %) neben anderen arbeitsbezogenen Problemen die treibenden Kräfte hinter der Unzufriedenheit der Beschäftigten und ihrem Wunsch nach Gründung einer Gewerkschaft am Arbeitsplatz. Die überwiegende Mehrheit der Befragten (79 %) befürwortet die Gründung einer Gewerkschaft an ihrem Arbeitsplatz oder unterstützt sie sogar sehr.

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