UNI GS beim Weltwirtschaftsforum in Davos: Arbeitgeber müssen über Risiken und Vorteile von KI verhandeln

12.01.24

UNI GS beim Weltwirtschaftsforum in Davos: Arbeitgeber müssen über Risiken und Vorteile von KI verhandeln

UNI-Generalsekretärin Christy Hoffman überbringt eine dringende Botschaft an das Weltwirtschaftsforum in Davos: Angesichts der raschen Umgestaltung der Arbeitswelt durch künstliche Intelligenz (KI) sind die Gewerkschaften heute wichtiger denn je. 

Das diesjährige Treffen in dem Schweizer Bergdorf steht unter dem Motto "Wiederaufbau des Vertrauens" und wird sich auch mit der Frage befassen, wie künstliche Intelligenz die Welt verändern wird - auch die Arbeitswelt. Das WEF hat durch KI erzeugte Fehlinformationen als die größte kurzfristige Bedrohung der Welt bezeichnet.

UNI-Generalsekretär Hoffman sagte: 

"Die Verbreitung von Fehlinformationen ist nicht die einzige Bedrohung der Demokratie durch KI. Wenn wir zulassen, dass die wirtschaftlichen Vorteile der KI von einigen Wenigen gehortet werden, wird sie die bereits jetzt schwindelerregende wirtschaftliche Ungleichheit weltweit noch weiter verschärfen, was das Vertrauen in demokratische Institutionen untergräbt. Durch die Stärkung der Gewerkschaften und die Ausweitung von Tarifverhandlungen können wir die wirtschaftlichen Risiken der KI direkt angehen. Wir können sicherstellen, dass die Arbeitnehmer die Möglichkeit haben, den Einsatz der Technologie zu gestalten und an ihren Vorteilen teilzuhaben. Das ist der Weg, den unsere Gesellschaften einschlagen müssen, um eine gerechte Zukunft zu fördern."

In einem kürzlich vom WEF veröffentlichten Aufsatz führt Hoffman dieses Argument weiter aus:

"Den Erfolg der generativen KI allein anhand von Produktivitäts- und Gewinnkennzahlen zu beurteilen, geht an der Sache vorbei. Prognosen, wonach die Weltwirtschaft jährlich um 7 Billionen Dollar wächst oder die Unternehmensgewinne um 4,4 Billionen Dollar steigen, sollten nicht als Triumph gefeiert werden, wenn sie lediglich bestehende Ungleichheiten verstärken, Demokratien destabilisieren und die Qualität der Arbeitsplätze verschlechtern.

"Wir müssen dafür sorgen, dass die Künstliche Intelligenz allen zugute kommt, und die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer ist der Weg dorthin."

UNI hat ihre Mitgliedsorganisationen dabei unterstützt, sich für eine faire Umsetzung von Technologie, einschließlich generativer KI, einzusetzen.  

So organisierte sie z.B. die weltweite Solidarität während des erfolgreichen 148-tägigen Streiks der Writers Guild of America, East and West - dem ersten, bei dem AI ein zentrales Verhandlungsthema war - und UNI feierte ihren Sieg als einen Sieg für alle Arbeitnehmer. Die Deutsche Telekom und ihr Betriebsrat haben gerade ein "Manifest" veröffentlicht, in dem ein gemeinsamer Ansatz zur Bewertung von AI und ihren Auswirkungen sowie zum Schutz der wichtigsten Rechte beschrieben wird.

Und erst kürzlich hat Microsoft einen Tarifvertrag mit der Communications Workers of America unterzeichnet, der Hunderte von Beschäftigten seines Videospielstudios ZeniMax betrifft und der das Unternehmen verpflichtet, die Gewerkschaft zu informieren, wenn die Einführung von KI oder Automatisierung "Auswirkungen auf die von Gewerkschaftsmitgliedern geleistete Arbeit haben könnte". Auf Wunsch wird das Unternehmen über die Auswirkungen auf die Beschäftigten verhandeln. 

Neben der Unterstützung von Tarifverhandlungen über Technologien wie KI wird sich Hoffman auch zur obligatorischen Sorgfaltspflicht aller Unternehmen im Bereich der Menschenrechte und zur Gewährleistung existenzsichernder Löhne auf globaler Ebene äußern.

Journalisten, die an weiteren Kommentaren von Generalsekretär Hoffman interessiert sind, können sich hier melden.